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Die Va’shakar

Die Va’shakar – Hüter des Sphärenbruchs


1. Ursprung und Heimatsphäre

Die Va’shakar stammen aus einer schwer zugänglichen Dimension, die sie selbst Khae’luun nennen – wörtlich übersetzt „der atmende Raum zwischen den Fäden“. Khae’luun ist kein Planet im herkömmlichen Sinne, sondern ein fluktuierendes Kontinuum aus schwebenden Sphären, biolumineszierenden Netzen und kristallinen Brücken, die sich ständig neu ordnen. Der Raum selbst scheint dort eine Art Bewusstsein zu besitzen – und die Va’shakar stehen mit diesem in ständiger Resonanz.

Zeit existiert in Khae’luun nicht linear: Ereignisse sind Knotenpunkte, die wiederholt erlebt, neu verknüpft oder umgangen werden können – allerdings nur von jenen, die die rituelle Wahrnehmungsschulung durchlaufen haben. Die Realität dort ist eine Art symbiotisches Mosaik aus Materie, Erinnerung und Absicht.


2. Anatomie und Physiologie

Die Va’shakar erscheinen in humanoider Grundform, aber jede Silhouette ist individuell und stets in Bewegung. Ihre Körper bestehen aus einem halbtransparenten, weichen, aber extrem zähen Material – eine Mischung aus kristallinen Membranen und bioplasma-artiger Substanz. Sie sind etwa zwei bis drei Meter groß, beweglich und elegant.

Besonders auffällig:

  • Biolumineszenzadern, die je nach emotionalem Zustand, Gedankenmuster oder Kommunikation in rhythmischen Mustern pulsieren.
  • Keine festgelegten Gesichtszüge, stattdessen verändern sich Konturen und Leuchtmuster, um Emotionen auszudrücken.
  • Schwebeorgane, die es ihnen ermöglichen, über dem Boden zu gleiten, ohne diesen zu berühren.
  • Ihre Sinne sind nicht auf Sehen und Hören beschränkt, sondern sie besitzen sogenannte „Chronozeptoren“, mit denen sie emotionale und zeitliche „Spannungen“ im Raum erfühlen können.

3. Kommunikation und Sprache

Die Va’shakar sprechen nicht mit Worten. Ihre primäre Kommunikationsform ist psionischer Klangfluss, genannt Yar’kal. Dabei übertragen sie Bedeutung über Frequenzmuster, die direkt in den bewussten Teil eines Gegenübers projiziert werden. Für Außenstehende klingen diese Muster wie eine Mischung aus singender Elektrizität, Flötenharmonien und rhythmischem Herzschlag.

Neben Yar’kal gibt es die symbolische Lichtsprache „Uthren’Va“, ein uraltes System aus Lichtsymbolen und geometrischen Formen, die durch gezielte Pulsationen auf ihrer Haut generiert und auf Oberflächen projiziert werden können. Es dient vorrangig für Rituale, Verträge oder historische Überlieferung.


4. Gesellschaftsstruktur und Kultur

Die Va’shakar leben in sogenannten Resonanzklustern, Gruppen von 7–13 Individuen, die über Jahre hinweg eine tiefe psionische Synchronisierung durchlaufen haben. Diese Kollektive sind keine Familien im biologischen Sinne, sondern emotionale und geistige Bündnisse, die auf Seelenresonanz basieren.

Die Kultur der Va’shakar ist geprägt von drei zentralen Prinzipien:

  1. T’Vuun – Die Balance des Wandels: Alles muss sich verändern, aber in Harmonie. Stillstand ist eine Verletzung der Wirklichkeit.
  2. E’khaari – Transzendente Berührung: Jeder Kontakt ist ein Austausch von Identität. Es gibt keine Begegnung ohne Transformation.
  3. Va’theluun – Die Reise nach Innen: Der höchste Zweck ist das Erwachen zum „inneren Lied“, das jeder Va’shakar zu entdecken sucht.

Ihre Rituale bestehen aus Tänzen in schwerelosen Räumen, Lichtprojektionen und Synchronmeditationen, oft begleitet von Bioinstrumenten, die aus ihren eigenen Körpern hervorgebracht werden.


5. Technologie und Psionik

Die Va’shakar nutzen keine Technologie im herkömmlichen Sinne. Alles, was sie erschaffen, ist eine Symbiose aus psionischer Energie, organischem Material und resonanter Geometrie. Ihre sogenannten Khae-Vatul – lebende Strukturen – dienen als Transportmittel, Speicher oder sogar als Verteidigungsmechanismen.

Sie beherrschen:

  • Membranale Architektur: Gebäude, die auf psionische Bedürfnisse reagieren und sich verändern.
  • Subraumfaltung: Reisen durch „Sinnesfenster“ – Knoten im Raum, die nur von jenen gesehen werden, die bereit sind, ihre Wahrnehmung aufzugeben.
  • Emotionale Waffen: Sie können gezielt psionische Impulse aussenden, die Angst, Euphorie oder Lethargie in Feinden auslösen – ohne physischen Schaden zu verursachen.
  • Seelenspiegel: Geräte, die Erlebnisse anderer lesen und wiedererleben lassen – ein Bildungsinstrument und Gerichtsinstrument zugleich.

6. Religion und Mythologie

Zentral in der Spiritualität der Va’shakar ist die Legende vom „Sphärenbruch“, einem Ereignis, bei dem ihr gesamtes Kontinuum zersplittert wurde. Die Ursache ist unbekannt, doch es heißt, dass einst ein Versuch unternommen wurde, das „Urlicht“ – eine mythische, reine Resonanz – zu binden. Der Bruch führte zur Entstehung ihrer heutigen Weltstruktur: ein Labyrinth aus fragmentierten Realitäten.

Die Va’shakar glauben, dass jeder Individuelle Funke ein Splitter dieses Urlichts ist – und dass durch kollektive Resonanz dieses Licht rekonstruiert werden kann.

Zentrale mythologische Figuren:

  • Kel’Vaari – die erste, die lernte, mit dem Raum zu sprechen.
  • Thuun’ekar – der Gespaltene, der im Moment der Sphärenzerstörung in zwei gegensätzliche Existenzen gerissen wurde.
  • Naari’Vel – die Klangweberin, die aus Trauer das erste Lied der Erinnerung sang.

7. Beziehungen zu anderen Völkern

Die Va’shakar vermeiden direkten Kontakt zu anderen Zivilisationen, es sei denn, sie spüren eine Resonanz, die ihr eigenes inneres Lied ergänzt oder widerspiegelt. Für viele andere Spezies gelten sie als mythologische Wesen oder Projektionen.

Wenn sie doch mit anderen Rassen interagieren:

  • Sie treten fast nie körperlich auf.
  • Sie nutzen Resonanzavatare – temporäre Projektionen in humanoider Form.
  • Konflikte vermeiden sie, wo möglich, durch psionische Harmonisierung.
  • Dennoch sind sie gefürchtet, da ihre geistigen Fähigkeiten als invasive „Seelenberührungen“ empfunden werden.

8. Geschichte einer Va’shakar-Person: „Das Echo der Silbenlosen“

Drei Tage im Leben von Teyun’Zhal

Tag Eins: Das Zerbrechen der Stille

Teyun’Zhal schwebte in der Kuppel der inneren Stille, die wie eine gläserne Blume über dem Schimmerfeld von Va’Tulahn pulsierte. Es war der Tag des Sel’Saruun, der zyklischen Einkehr, an dem jeder Va’shakar sich zurückzog, um das eigene „Innere Lied“ neu zu stimmen. Teyun’Zhal hatte sich von seinem Resonanzkluster „Ilth’Rael“ gelöst – eine Handlung, die selten geschah und nur dann, wenn ein starker Wandel bevorstand.

Während das Licht durch die membranen Wände wanderte und die Kuppel in wechselnden Farben atmete, tauchte Teyun tief in die Erinnerungsfelder. Dort durchlebte er noch einmal das erste Lied, das er mit seinem Kluster gewebt hatte – die Geburt einer gemeinsamen Identität. Doch heute sang es falsch. Die Frequenzen waren gestört. Etwas in ihm begann, sich zu entfremden.

Und da – wie ein zu helles Echo – spürte er einen Ruf.

Nicht aus dem eigenen Kontinuum. Etwas Fremdes. Etwas, das nicht hier sein sollte.

Tag Zwei: Die Berührung des Anderen

Teyun’Zhal betrat den Va’Keruun-Vorhang, ein Ort, an dem die Membran zwischen Realitäten besonders dünn war. Normalerweise nutzten nur die Ältesten diese Übergänge, aber die Resonanz, die er vernommen hatte, ließ ihn keine Ruhe. Im Kern des Vorhangs materialisierte sich ein Klangkristall – nicht Va’shakarischen Ursprungs.

Er wagte den Schritt hindurch – und wurde von Zeit gerissen.

Er fand sich in einem fremden Raum wieder: ein Ort mit harten Linien, fester Gravitation und dumpfer Stille. Es war eine verlassene Forschungseinrichtung einer fremden Rasse – vielleicht Menschen. Dort, zwischen den kalten Oberflächen, fand er den Ursprung des Rufs: ein Kind. Halb bewusstlos, eingeschlossen in einer Notkapsel, deren Signale versehentlich durch die Dimensionalrisse gedrungen waren.

Das Kind hatte Angst – und in dieser Angst entstand eine spontane psionische Entladung. Teyun’Zhal berührte es sanft mit einem mentalen Lied, webte einen Schirm der Ruhe um den kleinen Geist und entschloss sich, das Wesen mit nach Khae’luun zu nehmen – gegen jedes Protokoll.

Tag Drei: Das Neue Lied

Zurück in der Heimatsphäre empfing ihn das Netzwerk des Ältestenklusters mit tiefer Stille. Es war keine Ablehnung – es war Erwartung. Etwas in der Struktur Khae’luuns selbst hatte sich verändert. Die Sphären atmeten schneller. Die Lichtsymmetrien tanzten in neuen Rhythmen.

Teyun brachte das Kind in die Luuna’Vaari, den Ort der Offenbarung – dort, wo einst das erste Lied gesungen wurde. Während die Klangweber das Wesen untersuchten, erkannte Teyun etwas Seltsames: Das Kind reagierte nicht wie andere. Es begann, intuitiv Lichtmuster zu imitieren. Nicht nur das – es erzeugte neue Harmonien, unbekannte Frequenzverbindungen. Es war, als hätte die Sphäre selbst auf diesen Moment gewartet.

An diesem Tag sangen die Va’shakar ein neues Lied – eines, das zwei Existenzen verband, die nie füreinander bestimmt waren. Und Teyun’Zhal, der Sucher, wurde zum Hüter einer neuen Brücke zwischen Welten.