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Leben im All: Häufiger als gedacht?


Leben im All: Häufiger als gedacht?

Von der Dunkelheit der Tiefsee zu den Sternen des Kosmos

Die faszinierende Welt der Tiefsee ist nicht nur ein Beispiel für extrem lebensfeindliche Bedingungen auf der Erde, sondern auch ein inspirierendes Modell dafür, wie Leben an anderen Orten im Universum existieren könnte. Wenn Lebewesen in der ewigen Dunkelheit, unter enormem Druck und bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt gedeihen können, warum sollte Leben dann nicht auch auf anderen Planeten, Monden oder gar in bisher unvorstellbaren Umgebungen existieren? In diesem Magazinbeitrag erkunden wir, wie realistisch die Existenz von Leben außerhalb der Erde ist – vielleicht häufiger, als wir bisher annahmen.


Die Erde als Modell: Leben unter extremen Bedingungen

Unser Ausgangspunkt ist die Erde selbst. Der Blick in die Tiefsee zeigt, dass Leben dort existiert, wo lange Zeit angenommen wurde, dass es unmöglich ist. Ohne Sonnenlicht, bei extremer Kälte und unter enormem Druck finden sich komplexe Ökosysteme. Biolumineszenz ersetzt das Sonnenlicht, Chemosynthese ersetzt die Photosynthese. Solche extremophilen Lebensformen erweitern unser Verständnis davon, was Leben braucht.

Wenn Leben unter diesen Bedingungen möglich ist, könnte es auch auf anderen Himmelskörpern existieren, die ebenfalls extreme Bedingungen aufweisen. Der Blick in die Tiefsee ist somit ein Blick in die Möglichkeiten des Universums.


Mögliche Orte für Leben im Sonnensystem

Europa und Enceladus: Ozeane unter Eis

Die Jupitermonde Europa und die Saturnmonde Enceladus und Titan gehören zu den vielversprechendsten Kandidaten für Leben im Sonnensystem. Unter ihren dicken Eisschichten vermuten Wissenschaftler flüssige Salzwasserozeane. Heiße Quellen am Meeresboden könnten, wie in den Tiefen der irdischen Ozeane, chemische Energie liefern.

Missionen wie Cassini haben auf Enceladus Wasserstoff, Methan und organische Moleküle entdeckt – Bausteine des Lebens. Wenn dort mikrobielle Lebensformen existieren, wäre das ein bahnbrechender Beweis für die Verbreitung von Leben im All.

Mars: Eine verlorene Chance?

Der Mars zeigt Spuren früherer Flüsse und Seen. Auch wenn der Planet heute trocken und lebensfeindlich erscheint, könnte er einst Leben beherbergt haben. Oder vielleicht existieren heute noch Mikroben tief unter der Oberfläche.

Venus: Leben in den Wolken?

Venus ist ein extrem heißer Planet. Dennoch gibt es Spekulationen über Leben in den oberen Atmosphärenschichten. Die Entdeckung von Phosphin 2020 löste Diskussionen aus: Könnte dies ein Hinweis auf biologisches Leben sein?


Exoplaneten und ferne Welten

Mit modernen Teleskopen wurden Tausende Exoplaneten entdeckt. Einige davon liegen in der habitablen Zone – in jenem Bereich, in dem flüssiges Wasser möglich ist. Supererden, also erdähnliche Planeten mit größerer Masse, bieten interessante Voraussetzungen für Leben.

Insbesondere Planeten um rote Zwergsterne sind von Interesse, da diese Sterne sehr langlebig sind. Die große Anzahl dieser Sterne erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dort Leben existiert.


Außergewöhnliche Lebensräume im All

Kometen und Asteroiden

Auch wenn sie klein und kalt sind, enthalten viele Kometen organische Moleküle. Manche Theorien vermuten, dass das Leben auf der Erde durch solche Objekte entstanden ist – Stichwort: Panspermie.

Freie Planeten

Sogenannte „rogue planets“ treiben ohne Stern durchs All. Dennoch könnten sie über interne Wärmequellen und dicke Atmosphären genügend Energie speichern, um unterirdische Ozeane zu beherbergen.

Siliziumbasiertes Leben

Auf der Erde basiert alles Leben auf Kohlenstoff. Doch auch Silizium könnte unter bestimmten Bedingungen eine Grundlage für Leben bilden. Das würde bedeuten: Es gibt womöglich ganz andere Biologien, die wir uns heute kaum vorstellen können.


Was sagen die Zahlen?

Die Drake-Gleichung versucht, die Anzahl intelligenter Zivilisationen zu schätzen. Selbst bei konservativen Annahmen ergibt sich eine beachtliche Zahl möglicher Lebensformen.

Das Fermi-Paradoxon fragt dagegen: „Wenn das Universum voller Leben ist, warum sehen wir es nicht?“ Mögliche Antworten: Leben ist weit entfernt, schwer zu erkennen oder vermeidet Kontakt.


Leben als universelles Phänomen?

Die Entdeckung von Leben in der Tiefsee, in der Arktis, in radioaktiven Minen und sogar in Schwefelsäurequellen zeigt: Leben ist robust. Vielleicht ist es nicht die Ausnahme, sondern die Regel.


Fazit: Ein Universum voller Leben?

Die Tiefsee lehrt uns, dass Leben sich anpassen kann – auch an Bedingungen, die wir einst für lebensfeindlich hielten. Die Konsequenz daraus: Leben könnte im Universum weitaus häufiger sein, als bisher angenommen. Vielleicht ist das All gar nicht so leer, wie es scheint. Vielleicht wartet dort draußen eine Vielfalt von Lebensformen, die unsere Vorstellungskraft sprengt.

Ein spannender Gedanke für Wissenschaft, Philosophie und Science-Fiction gleichermaßen. Und vielleicht ein Antrieb, den Blick weiterhin neugierig nach oben zu richten.